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Jour Fixe 02:
Welche Arbeitsgruppen brauchen wir?

Am 31. Oktober versammeln sich wieder viele Menschen (etwa 30 Personen, die kommen und gehen) in der Gessnerallee. Zum ersten Mal ist Wanda Wylowa dabei, die sich als eine der tragenden professionellen Theaterstimmen im SBK-Prozess entpuppen wird. Paola, Tim und Rohit fragen die neuen Anwesenden, wie sie zum SBK gefunden haben. Im Plenum stellen Paola De Martin, Tim Zulauf und Rohit Jain ein Handout vor, eine Orientierungsskizze mit Schwerpunkten und Querschnitthemen, zu denen im SBK gearbeitet werden könnte.

Paola hält die Feedbacks dieses Brainstormings fest (siehe Foto: Intro Jour Fixe allgemein). Es entstehen Themenkreise und Leuten melden sich, die grundsätzlich interessiert sind. Aber manche werden durch die umfangreiche konkrete Arbeit auch abgeschreckt. Ressourcen, Finanzen und Verbindlichkeiten werfen Fragen auf, die wir jetzt noch nicht abschliessend behandeln können, aber bald müssen.
 
Später erfahren wir, dass wir, das Leitungsteam, zu textlastig kommunizieren (schriftlich wie mündlich). Wir müssen an einer inklusiveren Kommunikation arbeiten: weniger lange Emails und Handouts schreiben, miteinander in den Dialog kommen, mehr Pausen machen, mehr essen und Musik hören, mehr (auch Theater) spielen und scherzen, mehr informelle Phasen einschalten

Eine Frage beschäftigt viele Anwesende wärend dem ganzen Abend: Wie können "wir" denn "mit Leuten" arbeiten, die "betroffen" sind. Irritierend, wenn man bedenkt, dass Schwarze Menschen sowie andere Menschen, die extreme Formen von strukturellem Rassismus (z.B. Illegalisierung) erfahren haben, anwesend sind. Wer ist gemeint, wenn dieses Wir und die anderen, die Betroffenen ins Spiel gebracht wird? Es wird noch Monate dauern, bis alle begreifen: Wir sind die Betroffenen, wir alle. Alle relativ Privilegierten und alle relativ Diskriminierten.
 
Niemand steht ausserhalb in dieser Erinnerungsarbeit. Niemand arbeitet im Schwarzenbach-Komplex, ohne über die eigene soziale Geschichte und Position in der Gesellschaft nachzudenken und sich selbst im Erinnerungsprozess einzubringen. Es knirscht im Gebälk der Gessnerallee.
 
Aber ein erster Schritt ist gemacht. Paola, Tim und Rohit beschliessen, am Jour Fixe 03 selber die Karten offen auf den Tisch zu legen. Wer sind die drei, was sind ihre biografischen Schlüsselstellen, wie sind sie von Migration, Rassismus und Widerstand geprägt? Wie prägen Diskriminierung und Privilegierung ihre unterschiedlichen oder ähnlichen Visionen?